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Tekst 3: Spitzemberg, Tagebuch


Stuttgart, 6.2.1864 
Herrliche Siegesnachrichten aus Schleswig: das Danewerk ist teils erstürmt, teils verlassen, die Verbündeten sind in Schleswig eingerückt. Wer 1859 miterlebt hat, der weiss es zu schätzen, wie wonnevoll es ist, als Ersatz für die Verlüste an Menschenleben doch Siegesbotschaften zu vernehmen.

10.2.1864
Der Vater machte in der Kammer eine Motion, durch Aufstehen von den Sitzen unseren heldenmütigen Heeren eine Anererkennung ihrer Tapferkeit, den Gefallenen ein ehrendes Andenken zu widmen, was einstimmig beschlossen ward.

3.3.1871
Die Sonne ging strahlend am wolkenlosen Himmel auf; mittags fand die Verlesung der kaiserlichen Depesche vom Schlosse aus statt, Viktoria ward geschossen und mit allen Glocken geläutet. In der Stadt wogte die Menge auf und ab und wurden in aller Eile noch überall Dekorationen angebracht. Ich ass mit den Meinen im Hotel, Carl hatte ein Diner bei Delbrück; rasch eilte ich dann heim, um meine Beleuchtung in Gang zu setzen, in allen Fenstern und auf dem Balkon Kerze an Kerze, die Fahnen mit Kränzen geschmückt () Überall war schön und reich beleuchtet, es war viel Volk in den Strassen () der volksjubel, das Schreien, Singen etc war dem Taumel nach Sedan nicht annährend zu vergleichen, trotz der mondhellen, lauen Nacht Und was für ein Friede für uns Deutsche! Herrlicher und glorreicher als wir je einen geschlossen! Vereint zu einem Reiche, dem grössten, mächtigsten, gefürchtesten in Europa, gross durch seine physische Macht nicht allein, grösser noch durch seine Bildung und den Geist, der das Volk durchdringt! Jedes deutsche Herz hatte das erhofft, keines geahnt, dass seine Träume sich in dieser Weise, so bald und so herrlich erfüllen würden. Glücklich sind wir, dass wir nicht nur den Stern deutscher Grösse und Herrlichkeit aufgehen sahen, sondern dass wir noch jung genug sind, um uns unter seinen Strahlen zu wärmen. ()

 


11.3.1871 
Wir abends zu Bismarck, wo nur noch Obernitz und einige junge Offiziere waren. Um elf Uhr kam der Graf, sehr wohl und frisch aussehend, nur schien mir sein Schnurrbart weisser geworden. Er erzählte äusserst interessant in seiner lebendigen, anschaulichen Weise über die Verhandlungen mit Favre in Ferrières, mit Napoleon in Donchéry, mit Thiers in Versaille, ferner allerlei kleinere Anekdoten, besonders mit den Herren von der 1. und 2. Staffel, den regierenden, dem Hauptquatiere folgenden Prinzen, die ihm das Leben durch ihre Indiskretion und Rücksichtslosigkeit schwer machten. Auch die Friedensfeder sahen wir, noch mit Tinte bedeckt, welche ein Pforzheimer Fabrikant dem Grafen verehrte mit der Bitte, damit den künftigen Frieden zu unterzeichnen () Es ist eine sehr schön gearbeitete Kielfeder, Bart und Kiel ganz von Gold, letzterer oben mit Diamanten gepflastert.- Der Friede selbst wurde unterzeichnet in einem kleinen, kaum acht Menschen fassenden Stübchen von des Grafen Hause in Versailles, auf einem viereckingen Tischchen. () Der Graf selbst ist bis zum Arc de Triomphe hineingeritten, Zigarre im Mund; die ihn erkennende Menge fing an, nach Kräften zu heulen, zu pfeifen und zu schreien, worauf der Graf,  auf den nächsten Schreier zureitend, ihn frug: Vous aimez beaucoup la musique, Monsieur? Höchlich verblüfft nahm derselbe ohne Antwort sogleich Reißaus. Über unsere Truppen war der Graf in jeder Hinsicht des Lobes voll; sie sollen sowohl was Disziplin als was Leistungsfähigkeit, Ruhe und Tapferkeit betrifft, sehr Tüchtiges geleistet haben. Erst um ½ 2 Uhr kamen wir nach Hause. 

Hildegaard von Spitzenberg,Das Tagebuch der Baronin Spitzemberg 1859-1914,1960.

 

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